Vor zwei Monaten, am 8. Oktober 2023, saß ich auf dem Flughafen in Tel Aviv fest und hatte Mühe, einen Flug nach Hause zu bekommen. Das, was mir an diesem Tag und den darauf folgenden an Solidarität und Mitgefühl entgegengebracht wurde, war überwältigend. Und ich widme diese Räuberleiter den Menschen, die mich in diesen Stunden liebevoll begleitet haben: Freunden, Verwandten, Bekannten, Klienten, Nachbarn, ehemaligen Kollegen, alten und neuen Wegbegleitern, meinem Friseur Holger :).
Seit meiner Rückkehr aus Israel befinde ich mich in einer Art Schwebezustand. Meine letzte Reise hat mich verändert, was nicht im direkten Zusammenhang mit meinen Kriegserlebnissen steht. Einen Tag vor Kriegsausbruch sitze ich neben meiner deutsch-jüdischen Freundin Shelly in einem Café in Tel Aviv und weine bitterlich. Weil ich nicht zurück nach Hamburg will. Und weil ich als so genannte „Vater-Jüdin“, die nach dem jüdischen Gesetz, der „Halacha“, keine Jüdin ist, nicht weiß, wohin ich gehöre. Ich liebe Israel und ich spüre, dass Israel mich zurück liebt. Aber was tun mit dieser hybriden Identität?
Durch den Krieg in Nahost, meine ehrenamtliche Arbeit der letzten Wochen sowie meine Spendenaktion habe ich mich mehr denn je mit jüdischem Leben beschäftigt und bin dabei Menschen begegnet, die mein Herz berührt haben. Der 7. Oktober macht einmal mehr deutlich, wie sehr das jüdische Volk, das Land Israel und das Militär zusammenhalten. Das berührt mich. Und es wirkt wie ein Sog, dem ich mich nicht entziehen kann. Meine persönliche Schatzsuche geht also weiter.
Charlie Chaplin sagt auf seinem 70. Geburtstag: “Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dass alles, was geschieht, richtig ist. Von da an konnte ich ruhig sein. Heute weiß ich: Das nennt man VERTRAUEN.”
Es ist nicht der Mut, der uns manchmal verlässt.
Es ist das Vertrauen ins Leben.
L’Chaim!