Immer wieder faszinierend, was mir das Leben für interessante Schlitterpartien serviert, an denen ich wachsen darf: Ich habe mich 2016 sehr bewusst auf das Coaching von Frauen in Führungspositionen spezialisiert. Mittlerweile findet mich auch der ein oder andere männliche Klient, der Bock auf Wachstum hat – und Verantwortung für sein Leben übernehmen möchte.
Neulich sitze ich in einem Vorgespräch mit einem 40-jährigen Unternehmer. Ich mag seine hemdsärmelige, sehr direkte Art auf Anhieb. Und während wir sprechen, denke ich “Ja, dich würde ich gern begleiten”. Nach über 2.500 Coaching-Stunden wage ich zu behaupten, dass ich einen guten Match erkenne.
Das Gespräch fließt und ich spüre, dass mein Gegenüber meinen Coaching-Ansatz interessant findet. Jetzt geht es noch um die Konditionen. Und genau hier beginnt die Schlitterpartie: Normalerweise sind meine Ansprechpartner Personalentwickler in großen Unternehmen. Da gibt es in der Regel feste Rahmenbedingungen. Ich nenne meinem potenziellen neuen Klienten meinen Stundensatz für Geschäftsführer und anstatt einen Punkt zu machen, labere ich weiter und erkläre ihm mein Staffelpreis-Modell. Und dann sage ich noch, dass wir uns in der Preisfindung bestimmt einig werden…. WUSCH, da bin ich nach langer Zeit mal wieder in ein altes Anpassungsmuster geschlittert.
Die Reaktion meines Gesprächspartners: “Ulrike, ich finde dich und dein Programm richtig gut. Aber jetzt fängt es an zu bröckeln. Du scheinst deinen Wert nicht zu kennen.“ Ich fühle mich definitiv ertappt. Und dann muss ich selbst lachen über meine Eierei. “Danke”, sage ich. “Für deine Direktheit. Das kann ich nehmen.”
Der Typ hat sich bis heute nicht noch mal gemeldet. Und vielleicht hätte er sich eh nicht für mich entschieden. Es ist nicht wichtig. Wertvoll ist das Geschenk, das er mir hinterlassen hat. Krishnamurti hat auf die Frage hin, warum er immer so glücklich ist, geantwortet: Ich habe nichts gegen das, was ist. Es wäre vermessen zu behaupten, ich sei da angelangt. Aber es ist ein schönes Ziel.