AUSGEGRENZT.

Heute schreibe ich über ein Gefühl, das ich am liebsten nicht spüren möchte: Scham! Brené Brown schreibt in einem ihrer Bücher: “Wenn wir uns der Scham hinreichend bewusst werden, um sie benennen und aussprechen zu können, entziehen wir ihr die Existenzgrundlage. Denn die Scham hasst es, wenn man sie in Worte fasst.” OK, ich bin bereit: Es geht um die Veröffentlichung meines letzten Artikels “Seelenreise” – der Spaziergang durch das ultraorthodoxe Viertel Mea Shearim in Jerusalem – durch den ich in einen kleinen Shitstorm geraten bin.

Nachdem meine Räuberleiter an meine Abonnent:innen rausgeht, teile ich den Beitrag auf Facebook. Es beginnt damit, dass eine Frau schreibt, mein Artikel sei unvollständig recherchiert, was ich schnell entkräften kann. Denn in meinem Blog geht es nicht um investigativen Journalismus, sondern um meine Erfahrungen, meine Gefühle und meine Erkenntnisse. Eine andere Person unterstellt mir, dass ich mich über die Menschen in Mea Shearim lustig zu mache und erntet neben „Finde ich auch-Kommentaren“ so einige Likes. Die Diskussion nimmt an Dynamik zu während ich im Zug sitze und kein Netz habe. Ich stehe mitten im Minenfeld. Und einfach so… ohne Vorankündigung, nistet sich dieser bittere Beigeschmack ein, schlecht zu sein und etwas Schlechtes getan zu haben. 

Als ich meine Freundin Birgit bitte, sich die fb-Kommentare anzusehen und sie den Eintrag nirgends findet, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Ich habe ihn versehentlich in einer Facebook-Gruppe gepostet, in der meine Räuberleiter thematisch überhaupt nichts zu suchen hat.

Ich lösche den Beitrag, bin aber immer noch vor Scham dunkelrot. Denn es gibt ein paar Frauen in dieser fb-Gruppe, die ich wirklich mag. Und genau die haben meine Zeilen bewertet, ohne Kontexte zu hinterfragen… Ja, es ist die Ausgrenzung, die besonders schmerzhaft ist und Scham erzeugt. Birgit hat mir die Empathie geben können, die ich in dem Moment so dringend brauchte. Denn das Antidot zur Scham ist Mitgefühl.

“Nur, wenn wir mutig genug sind, die Dunkelheit zu untersuchen, werden wir die unendliche Macht unseres Lichtes entdecken”, sagt Brené Brown. Na gut, liebe Brené – ich übe noch 🙂

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