Tatort Lieblingsbäckerei: Als Ottonormalfrau kaufe ich in der Regel immer das gleiche Brot. Aber heute war ich auf was Neues aus. Die als „Panini“ gekennzeichneten Brötchen in der Auslage sollten es sein. Freundlich lächelnd bestellte ich „3 Paninibrötchen“ bei meinem Gegenüber. Die Reaktion des Verkäufers kommt ohne Vorwarnung: „Das heißt nicht „Paninibrötchen” blafft mich der Verkäufer ungehemmt an. Ich musste kurz schlucken. Was hatte ich bloß mit dieser Brötchen-Bestellung so falsch machen können, um dieser harschen Kritik gerecht zu werden?
An einem unbewussten Tag hätte ich den aufsteigenden Zorn in mir gefühlt, mich aus Scham entschuldigt, die Brötchen schnell eingepackt und wäre abgedampft. Um dann zwei Minuten später meinen nun sehr präsenten Ärger an einem klingelnden Fahrradfahrer oder einem hupenden Autofahrer abzureagieren – womöglich mit kapitalem Blechschaden.
Der Blick durch die mediative Brille hat mir geholfen, die Situation mit Abstand zu betrachten. Denn: Wenn Menschen in einer harmlosen Situation überreagieren oder laut werden, hat das in der Regel nichts mit uns zu tun. Wir drücken dann versehentlich einen wunden Punkt. Und bringen damit einen bereits in ihm schwelenden inneren Konflikt nach außen. Der Konflikt war also bereits da, bevor ich den Laden betrat.
Mit diesem Wissen ließ ich das in mir aufkommende Schamgefühl passieren. Und es gelang mir mit einem aufrichtigem Lächeln zu entgegnen: „Wie hätten Sie denn gern, dass ich die Brötchen in Zukunft bei Ihnen bestelle?“. Der Verkäufer erklärte mir, dass es einfach nur „drei Panini“ heißt. Der Zusatz „Brötchen“ sei doppelt gemoppelt. Mit dieser Erklärung hatte der Verkäufer zu seiner höflichen Distanz zurück gefunden – er fühlte sich ernst- und wahrgenommen. Und mir wurde klar – der Mann hat Recht: Panini sind ja bereits Brötchen.
Eine echte Superhelden-Power, diese mediative Haltung.
Probiert’s mal aus – nehmt die Räuberleiter.