BALAGAN (hebräisch בלגן)

Es ist still hier auf meinem Räuberleiter-Kanal. Nicht, weil es keine Themen gibt, über die ich berichten könnte. Im Gegenteil: Es sind zu viele – ich bekomme sie nicht sortiert! Im Hebräischen sagt man „Balagan“ – was so viel heißt wie Chaos/Durcheinander. Es fängt alles mit dem Tod meines Bruders an, der Ende 2022 plötzlich verstirbt. Die folgenden Monate bin ich wie in Trance. Ich versuche meine 88 jährige Mutter aufzufangen und verliere mich selbst dabei aus den Augen. Als ich 8 Monate später wieder zu mir komme, stelle ich fest, dass ich mein Business vernachlässigt habe: Umsatzrückgang! Also kremple ich die Ärmel hoch, lasse mich von einer Expertin beraten und arbeite seither kontinuierlich an meiner Sichtbarkeit als Leadership Coach.

Dann kommt der 7. Oktober.

Ich bin in Tel Aviv, als der Krieg ausbricht. Mein Leben verändert sich. Ich rufe eine Spendenaktion für eine Trauma-Organisation aus Jerusalem ins Leben und schließe mich der ehrenamtlichen Gruppe „Run for their Lives“ hier in Hamburg an, die wöchentlich an die verschleppten Geiseln erinnert. Wir treffen uns jeden Sonntag und verbinden uns mit den 101 Menschen, die immer noch gefangen gehalten werden. Unser Alster-Walk ist friedlich – jeder ist willkommen und wird mit offenen Armen empfangen. Während unserer Läufe freunde ich mich mit einer Jüdin an. Sie lädt mich an jüdischen Feiertagen zu sich nach Hause ein und ich begleite sie und ihre Familie in die Synagoge. Die Rituale, die Gebete, die Gepflogenheiten – alles ist fremd für mich. Mir fehlen (noch) die Worte für das, was ich fühle.

Im Januar diesen Jahres starte ich einen Hebräisch-Intensivkurs. 5 Stunden Unterricht plus 4-5 Stunden büffeln die Woche – über 5 Monate. Hilfe, mir geht die Puste aus. Ach ja – und dann findet im Juni die Stolperstein-Einweihung meiner Großmutter in Neubrandenburg statt. Ein emotionaler Moment für mich – nach über einem Jahr der Vorbereitung.

Und schlussendlich: 4 Wochen Tel Aviv. Es fühlt sich vertraut an und ist wie nach Hause kommen. Ich feiere meinen Geburtstag mit zwei Israelinnen und bekomme übers Wochenende Besuch eines Freundes aus München. Und dann – Trommelwirbel – lerne ich meine Cousine 3. Grades Shirel kennen, die ich über einen DNA-Test bei MyHeritage finde. Wieder ein Puzzlestück meiner Identität aufgedeckt.

„Life happens while you have other plans.“ Das wußte schon John Lennon.

Neshikot & Chibukim
(hugs & kisses)

RÄUBERLEITER
ABONNIEREN!

MEINE RÄUBERLEITER ERSCHEINT ALLE 4-5 WOCHEN. TRAG DICH EIN - STAUNE, FÜHLE, LERNE, LACHE & LASS DICH BERÜHREN.

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Nach oben scrollen