Es gibt Dinge, die mir heilig sind. Weil sie eine besondere Bedeutung haben. So wie die Stolpersteinverlegung meiner Großmutter in Neubrandenburg im Juni – kurz bevor ich für einen Monat nach Israel reise. Die Organisatoren in Neubrandenburg laden mich ein, eine kleine Ansprache zu halten. Und ich spüre, dass die Reise in die Vergangenheit mit der Einweihung des Steins ein wichtiges Puzzlestück für mich bereithält.
Also mache ich einen Deepdive in die Welt der 1930er Jahre und atme die Bilder ein, die ich aus den Aufzeichnungen und Erzählungen meines Vaters und meines Onkels kenne. Und erkunde, was mich mit meiner Großmutter verbindet, die ich nie getroffen habe.
1) Musik
Paula Perle ist Sopranistin und Pianistin. Es ist überliefert, dass die Menschen im Sommer vor den offenen Fenstern ihres Hauses stehen bleiben, wenn sie am Flügel sitzt und singt. Für mich – auch wenn ich kein Instrument spiele – ist ein Leben ohne Musik unvorstellbar. Kopfhörer und Spotify Lieblingssongs sind immer mit dabei: auf dem Fahrrad, beim Räuberleiter schreiben, im Supermarkt sowie am Strand von Tel Aviv.
2) Der Blick für Schönes
Die Tafel meiner Großeltern ist immer prachtvoll gedeckt – mit gestärkter Tischwäsche, Kerzenleuchtern, Tafelsilber und Kristallgläsern. Wer schon mal bei mir zum Essen war, weiß, dass ich es liebe, den Tisch festlich zu schmücken. Mit Blumen, Kerzen sowie Fundstücken von Floh- und Antikmärkten, die einen ganz besonderen Charme mit einbringen.
3) Religion
Meine Großmutter hat ihre Religion und die damit verbundenen Traditionen für ihren christlichen Mann aufgegeben. Nun gehe ich ihren Weg ein Stück zurück. Und bin dabei, die jüdischen Traditionen wieder aufzunehmen und sie durch dich, liebe Savta (hebräisch für Großmutter), wieder zu beleben.
Ich weiß, dass du mich auf meinem Weg begleitest.
Je stiller ich werde, desto mehr kann ich dich spüren.