MIT DIR WILL ICH 103 WERDEN…

… so der berührende Satz meines Ex-Mannes! Mich von jemandem zu verabschieden, der mal eine zentrale Rolle in meinem Leben gespielt hat, ist ein Prozess. Fast drei Jahre brauche ich, um mich so zu fühlen, wie ich mich heute fühle: Frei und selbstbestimmt. Jahr #1 nach der Trennung meiner fast 20-jährigen Partnerschaft ist das Härteste: Trauer, Schuld, Scham, Angst, Wut. Es ist ein Abschied von einem Menschen, mit dem ich viel erlebt habe. Und ein schmerzliches Loslassen einer Vorstellung eines gemeinsamen Lebens.

In Jahr #2 folgt die Scheidung. Ein Befreiungsschlag. Vier Monate später begegne ich einem Mann, der mich fasziniert und in den ich mich vermeintlich verliebe. Heute, ein Jahr später, weiß ich, dass ich in die Vorstellung verliebt war, verliebt zu sein. Der Wunsch nach „gesehen werden“, nach Anerkennung und nach Halt war gigantisch. Ich habe unbewusst nach der alten Abhängigkeit gesucht. Nach dem Motto: Lieber das bekannte Unglück als das unbekannte Glück.

Der Groschen fällt diesen Sommer  – in Jahr #3 – nachdem ich mich bei Parship anmelde. Da begreife ich plötzlich, dass viele der Anwärter mir ein Bedürfnis spiegeln, das ich total unsexy finde und selbst noch mit mir herumschleppe: Bedürftigkeit. Mir wird schlagartig klar, dass kein Partner dieser Welt das auffüllen kann, was ich nicht imstande bin, mir selbst zu geben: bedingungslose Selbstannahme. Es scheint so, als hätte mir das Leben all diese Erfahrungen auf dem Silbertablett serviert, damit ich meinen eigenen Wert endlich spüren kann. Kognitiv weiß ich das längst. Aber um die ganze Chose zu transformieren müssen wir ins Fühlen kommen.

“Wer fliegen will, muss den Mut haben, den Boden zu verlassen”, sagt Walter Ludin. Mal sehen, ob ich es bis 103 schaffe…

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