DIE KRAFT DER BERÜHRUNG

Eigentlich hatte ich für heute eine andere Räuberleiter vorgesehen. Sie liegt fix und fertig in der Schublade und muss sich jetzt bis zur Veröffentlichung noch ein paar Wochen gedulden. Denn es gibt ein Thema, das sich in den Vordergrund drängt.

Die Menschen, die mich kennen, wissen: Ich bin eine Ärmelhochkremplerin. Eine Umsetzerin. Eine Kriegerin, die mit einem Messer im Rücken noch lange nicht nach Hause geht ;-). Ich stelle mich, wenn es nutzbringend ist, in den Windkanal der Selbstoffenbarung und mache mich verletzbar. Soweit nix Neues. Doch nun kommt etwas um die Ecke gerauscht, das ich nicht steuern kann und das mir seit 12 Monaten immer mehr die Luft zum atmen nimmt:

Es sind fehlende Berührungen! Diese chronische „Unterernährung“ kann ich nicht einfach weg atmen oder weg meditieren. Als extremer Nähe-Mensch blute ich langsam aus in Zeiten von Social Distancing. Natürlich weiß ich kognitiv schon längst, dass mir Körperkontakt fehlt. Dieser Mangel wird für mich jedoch erst „fühlbar“ als ich die entsprechende Erfahrung dazu mache: Während einer Coachingsitzung bricht meine Klientin bei einer Übung in Tränen aus. Ich überlege nicht lange und nehme sie fest in den Arm – und halte sie, bis sie sich beruhigt hat. Dabei spüre ich unmittelbar, wie mich diese Berührung selbst nährt und mein Nervensystem herunterfährt.

Umarmungen sind deshalb so wichtig, weil der Hautkontakt nicht nur unser Immunsystem stärkt, sondern im Gehirn das Glückshormon Oxytocin ausgeschüttet wird. Dadurch kommt es zum Abbau von Stresshormonen, Atmung und Herzschlag verlangsamen und der Körper entspannt sich. Virginia Satir, die Pionierin der Familientherapie, sagt: Wir brauchen 4 Umarmungen pro Tag zum Überleben, 8 Umarmungen für Stabilität, und 12 Umarmungen pro Tag zum innerlichen Wachsen.Kein Wunder also, dass ich mich so fühle, wie ich mich fühle.

Wie bekomme ich diesen Speicher nur wieder aufgefüllt? I have no clue! Einstweilen bin ich dankbar für die kleinen Momente der Nähe: kuscheln mit dem Hund von Freunden. Kickern, toben und Quatsch machen mit dem 4-jährigen Sohn meiner Freundin. Diese wertvollen Momente tanken mich ein wenig auf und geben mir Kraft. Es ist die Kraft der Berührung


PS: Das Foto zeigt eine spanische Straßenhündin, die ich 2014 gern adoptiert hätte.

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