Kennt ihr das Gefühl, dass ihr manchmal alles hinwerfen wollt und keinen Bock mehr habt? Auf Konflikte, auf Alltag, auf Anstrengung, auf Probleme? Dann möchte ich am liebsten auswandern und auf dem Land leben – jenseits von Leistungsdenke, facebook, Insta & Co. Ich habe den Eindruck, dass gerade überall mächtig Strom in der Tapete ist. Egal, wo ich hinhöre, es brodelt. Bei mir auch. Kaum habe ich einen Konflikt gelöst, überholt mich der nächste von rechts. Vor ein paar Tagen hatte ich ein Klärungsgespräch mit einer Kollegin. Wir sind gegenseitig auf unseren wunden Punkten herum getrampelt – bis das Ganze eskaliert ist. Interessanter weise haben wir uns wechselseitig mit den schmerzhaften Handgranaten beworfen, die man uns als Kind hinterhergeschmissen hat. Also eine Spiegelung alter Themen par excellence. Das Schöne ist: Wenn beide Parteien bereit sind, sich verletzbar zu machen und Verantwortung für ihre Worte & Taten zu übernehmen, kann Heilung in beide Richtungen entstehen.
Aber so geschmiert läuft das leider nicht immer. Eine Zeit lang hatte ich den Anspruch, dass ich als Coach immer 1A funktionieren muss. Bloß keine Schwäche zugeben – ich muss doch perfekt sein! Aber ich bin eben auch nur ein Mensch und mache Fehler. Demzufolge war ich nicht in der Lage, den zweiten Konflikt, der unmittelbar nach der Schlichtung des ersten auf mich zurollte, zu lösen.
Wichtig ist, dass wir aus unseren Fehlern lernen und uns nicht verurteilen. Wir dürfen nicht zulassen, dass unser innerer Kritiker, der die Aufgabe hat uns klein zu halten, uns auch noch die Kellertreppe runter schubst. Stattdessen sollten wir uns sagen, dass wir unser Bestes gegeben haben und dass wir uns trotz Scham, Schuld & Selbstverleugnung so lieben, wie wir sind. Denn so kitschig es klingen mag – in der Selbstliebe liegt unsere Freiheit. Erst der Mut zu uns selbst macht uns frei.
Ich gehe jetzt mit meinem inneren Kind ne Runde schaukeln. À bientôt.