FRÜHWARNSYSTEM INTUITION

Ich genieße die Feiertage in Sri Lanka und mache ausgiebige Strandspaziergänge am indischen Ozean. Alle 300m gibt es bunte Verkaufsbuden von Einheimischen. Eigentlich brauche ich nix und spaziere an den flatternden Tüchern vorbei – als die geschäftstüchtige Verkäuferin, Nandha, geschickt Kontakt zu mir aufnimmt und mich zu ihrem farbenfrohen Outdoor-Laden lotst. Zum Glück habe ich nur wenig Bargeld dabei, so dass ich bloß ein großes Wickeltuch mitnehme – für meine Mama. Aber die pfiffige Nandha zeigt mir zwei weitere wunderschöne Stoffteilchen und gibt mir zu verstehen, dass ich morgen bezahlen kann. Als ich nicht drauf einsteige, stopft sie eins der Tücher in meinen Jute-Beutel, mit den Worten “it’s a present for your mother. You bring me just the money for one more scarve tomorrow.”

Mit gefülltem Säcklein spaziere ich in Richtung Hotel. Aber warum habe ich dieses mulmige Gefühl im Bauch? Mir wird klar, dass ich nicht gut Geschenke von mittellosen Menschen annehmen kann. “Ich muss ihr morgen das Geld für beide zusätzlichen Tücher bringen”, denke ich mir.

Beim Nachmittagstee im Hotel tausche ich mich mit erfahrenen Sri Lanka-Gästen über das Erlebte aus. “Das ist die Masche der Einheimischen”, erklärt mir eine Engländerin. “Die wissen ganz genau, mit welchen Tricks sie Touristen dazu bringen ihr Portemonnaie zu öffnen. Und wenn du den Preis noch nicht mal runter gehandelt hast, dann ist das dritte Tuch locker in der Gesamtsumme mit drin”. Ich spüre sofort, dass das der wahre Grund für mein mulmiges Gefühl ist. Ich wurde manipuliert.

In uns allen existiert ein sehr fein abgestimmtes Frühwarnsystem: Unsere Intuition. Sie meldet sich immer vor dem ersten Gedanken, meist mit einem mulmigen Gefühl irgendwo in Bauch- oder Herzgegend. Wenn wir achtsam sind und dieser leisen Stimme Aufmerksamkeit schenken, navigiert sie uns sicher durch unser Leben. Wenn wir also wieder mal dieses “komische” Gefühl im Bauch spüren, ist es hilfreich eine kleine Pause einzulegen und diesem Gefühl erstmal auf den Grund zu gehen.

Ausgestattet mit dieser Erkenntnis, sorge ich am nächsten Tag gut für mich und übergebe Nandha den Anteil für ein weiteres Tuch. Sie schaut zufrieden aus – und ich bin es auch. Sie hat mich zwar manipuliert, mir drei statt ein Tuch verkauft., aber ich habe das Spiel der Manipulation bewusst mitgespielt und nur zwei Tücher bezahlt. Der Warenwert ist damit angemessen ausgeglichen und ich nehme drei wunderschöne Seidentücher als Geschenk mit nach Hause.

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